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Neugierde mit Soße und Topfguckerpudding, falsche Fee im Zauberland und der Fall Hellberger - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

Pressemeldung von: - 17.11.2017 09:11 Uhr
Den verantwortlichen Pressekontakt, für den Inhalt der Pressemeldung, finden Sie unter der Pressemeldung bei Pressekontakt.

Neugierde mit Soße und Topfguckerpudding, falsche Fee im Zauberland und der Fall Hellberger - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Fangen wir diesmal ganz anders an, um die fünf Deals der Woche zu präsentieren, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 17.11.17 – Freitag, 24.11.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Fangen wir mit der Neugier an, die im ersten Buch von Martin Meißner eine gewisse Rolle spielt. Denn da will Herr Lockstedt, der freundliche Sprachheillehrer, von der Köchin des Kinderheimes gern wissen, was es denn heute zu essen gäbe? „Neugierde mit Soße und Topfguckerpudding“, lautet ihre Antwort. Aber wie gesagt in dem Buch geht es vor allem um etwas anderes und um jemand anderen: Manuel. Aber auch um Herrn Lockstedt …

Auch die anderen vier Titel dieses Newsletters sind kräftige Lese-Angebote: So bringt Klaus Möckel einen unerhörten Vorfall zur Sprache und gemeinsam mit seiner Frau Aljonna Möckel hat er die bekannten Bücher des russischen Schriftstellers Alexander Wolkow fortgesetzt. Diesmal, im fünften Band der „Zauberland“-Reihe geht es um eine falsche Fee. Ingrid Möller widmet sich in ihrem Künstlerroman „Meister Bertram“. Und in dem Krimi „Die letzte Zeugin“ braucht Oberleutnant Heym noch eine letzte Chance, um die wirkliche Mörderin zu überführen. Na, neugierig geworden?

Erstmals 1983 erschien im Kinderbuchverlag Berlin das Buch „Manuel und der Waschbär“ von Martin Meißner: Manuel wohnt in einem Kinderheim, umsorgt von verständnisvollen Erziehern. Und doch: Das Heim ist nicht sein Zuhause. Dort gibt es die lebenslustige Mutter. Besonders als ihr neuer Partner in der Familie lebt, fühlt sich der Junge geborgen. Mehr als es ein leiblicher Vater kann, kümmert er sich um den Jungen. Als der Mann eines Tages wortlos davon geht, versteht Manuel das nicht. Auf seine Weise versucht er mit den bitteren Erfahrungen fertig zu werden. Das geht nicht gut. Aus Angst vor neuen Enttäuschungen wird er immer mehr zum Einzelgänger. Das ändert sich auch nicht, als er im Kinderheim lebt. Selbst dem freundlichen Sprachheillehrer gelingt es nicht, sein Vertrauen zu gewinnen, so sehr er sich auch bemüht. Manuel schwänzt den Unterricht. Sitzen sich Lehrer und Schüler einmal gegenüber, so schweigen sie meistens. Der Junge lässt sich kein Wort entlocken. Doch eines Tages bricht er sein Schweigen und fragt den Lehrer, ob er auch die Sprache der Tiere beherrscht. Verblüfft rettet sich der Lehrer zunächst in eine Lüge. So erfährt er, warum Manuel unbedingt mit einem Tier sprechen muss. Manuel und der Waschbär ist eine Erzählung, in der ein Junge durch Erlernen und somit mit Hilfe der Sprache seinen Freund rettet. Alles beginnt mit einem Diebstahl …

„1. Kapitel
Ein Diebstahl war entdeckt.
Als Manuel die Treppe des Kinderheims hinaufging, drang Lärm aus der Küche. Die Tür stand offen. So breiteten sich die lauten Worte über das ganze Treppenhaus bis hinauf zum Obergeschoss aus. Der Junge blieb stehen. Frau Bohndiek hielt einen Korb in der Hand und trug ihn von einer Frau zur anderen. Fast das ganze Personal hatte sich versammelt. „Zählt sie nach“, flehte sie. „Zwölf müssen es sein. Und wie viel sind es?“ Die anderen wussten es längst. Nur zehn Eier lagen in dem Korb. Aber die Erzieherin gab nicht eher Ruhe, bis jede gezählt hatte und bestätigte: Zehn Eier waren es und nicht zwölf. „Es stiehlt einer die Hühnereier aus den Nestern“, schloss Frau Bohndiek. Dann setzte sie sich wie ein Wächter vor den Korb.

Manuel ging bis zum Treppenabsatz weiter und schaute aus dem Fenster. Unten sah er den Hof mit dem Holzschuppen und dem Hühnerstall. Hinter einem hohen Zaun aus Draht schloss sich der Garten an. Rechts Gemüsebeete und Obstbäume. Links der Rasen, wo die Schaukeln, Wippen und ein Karussell standen. Auch Autoreifen, die genauso bunt angemalt waren wie das übrige Spielgerät. Weiter hinten floss die Purnitz vorbei. Das war ein Bach, der sich bescheiden hinter dichtem Gebüsch verbarg.

2. Kapitel
Am Abend konnte niemand einschlafen. Alle dachten an den Eierdieb. „Ich habe mal einen fremden Mann gesehen, der kam aus dem Hühnerstall“, erzählte Kai, der für seine erfundenen Geschichten bekannt war. „Er trug etwas unter der Jacke. Sie beulte so aus.“ „Nun legen die Hühner bestimmt nicht mehr“, erklärte Ricardo. „Warum?“ „Ich weiß nicht. Ich denke mir das.“ „Nein“, erwiderte Kai. „Hühner legen immer. Die können gar nicht anders. Wenn sie keine Eier legen, dann sterben sie.“ „Woher weiß Frau Bohndiek, dass Eier fehlen?“, fragte Manuel. „Es kommen immer welche dazu.“ „Sie weiß es eben“, antwortete Kai. „Es müssen jeden Tag zwölf sein. Das war schon immer so. Außerdem lagen Eierschalen herum. Wenn man sie zusammensetzt, werden zwei Eier daraus.“

„Es kann ein Tier gewesen sein“, vermutete Ricardo. „Ein Tier?“, fragte Manuel. „Ja. Es gibt Tiere, die nehmen gerne Nester aus.“ So ging es hin und her. Die Jungen erfanden die unmöglichsten Täter. Bis die Nachtwache hereinkam und endgültig für Ruhe sorgte.

3. Kapitel
Am nächsten Morgen dachte kaum noch einer an den Eierdieb. Wie immer freitags kam Herr Lockstedt ins Kinderheim. Das war der Sprachheillehrer. Manuel sah den Mann erst, als er den Flur bereits betreten hatte. So drückte er sich zwischen Topfpalme und Aquarium, um nicht gesehen zu werden. Andere Kinder stürmten wie immer auf den Lehrer los. Eine ganze Traube umringte ihn. „Lasst meine Jacke“, sagte er und lachte. Er bahnte sich einen Weg in den Unterrichtsraum.

Herr Lockstedt hatte eine Glatze und einen Bart wie ein Gebüsch. Er trug gelbliche warme Schuhe, mit denen er leise wie ein Elefant ging. Seine Brille hing schief im Gesicht und sah aus, als hätte sie ein anderer weggeworfen. Als erster war Kai mit dem Unterricht an der Reihe. Als er herauskam, schwenkte er stolz sein Arbeitsblatt in der Hand. Darauf waren einige Tiere gestempelt. Er ging an die Küchentür und rief hinein: „Hier. Das habe ich gelernt. Lauter Tiere. Elefanten und Kamele. Ich durfte sie selber stempeln.“ Kai sprach jetzt gut. Aber Herr Lockstedt unterrichtete ihn weiter, weil er eifrig bei der Sache war und solchen Spaß hatte.

Manuel hörte, wie Kai auf der Treppe sang: „Affen, Esel, Elefanten, diese lieben Anverwandten, Schaf, Kamel und Känguru und auch noch der Kai dazu.“ Manuel stand in dem dunklen Gang, der zur Schneiderstube führte. Hier waren die Wäschesäcke aufgestapelt und gaben diesem Teil des Hauses das Aussehen einer Höhle. „Willst du dich wieder verstecken?“, fragte Kai. „Ich verstecke mich nicht.“ „Und warum kriechst du zwischen die Säcke? Warum guckt nur noch dein Kopf hervor?“ „Ich suche was.“ „Du willst nicht zum Sprachunterricht. Das ist es. Du versteckst dich. Du kommst erst wieder hervor, wenn du das Auto von Herrn Lockstedt abfahren hörst.“

Kai ging fröhlich zum Gruppenraum hinüber, um sein Arbeitsblatt herumzuzeigen. „Affen, Esel, Elefanten...“, sang er. Nachdem Manuel über eine Stunde in seinem gemütlichen Versteck verbracht hatte, hörte er die dunkle Stimme des Sprachlehrers unten in der Küche. Herr Lockstedt aß an den Unterrichtstagen mit. „Was gibt es denn heute?“, fragte er. „Neugierde mit Soße und Topfguckerpudding“, antwortete die Köchin und stellte ihren kräftigen Rücken vor die Töpfe. So konnte der ungeduldige Gast keinen Blick hineinwerfen.“

Als ein Krimi für Kinder, Eltern und Großeltern versteht sich das erstmals 1995 Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek veröffentliche Buch „Bleib cool, Franzi“ von Klaus Möckel: Franzi traut ihren Augen nicht. Beim Baden in einem See nahe Berlins beobachtet sie, wie ein Schwimmer von einem Motorboot überrollt wird. Ist er verletzt oder gar tot? Der Fahrer jedenfalls schert sich nicht um ihn, braust einfach davon. Der Verunglückte könnte ein Obdachloser aus dem Dorf sein, denn der ist seit dem Unfall verschwunden. Franzi kannte ihn, sie hat manchmal seinem Mundharmonikaspiel gelauscht. Gemeinsam mit einer Freundin stellt sie Nachforschungen an, die zu kritischen Situationen führen. Als der Bootsführer bemerkt, dass ihm die Mädchen auf der Spur sind, zeigt er seine ganze Gefährlichkeit. Eine Geschichte voller Abenteuer, die in der Rotfuchs-Reihe bei Rowohlt veröffentlicht wurde. Und so ist das Unglück passiert:

„1. Kapitel
Franzi beginnt zu frieren, Franzi bibbert schon ein bisschen, Franzi hat blaue Lippen. Das ist kein Wunder, sie war viel zu lange im Wasser. Nach einer endlosen Schulwoche in Berlin ist sie hier draußen vom Grundstück aus gleich zum See gerannt, hat sich in die Fluten gestürzt. Trotz des kühlen Wetters und obgleich sie die Einzige an der Badestelle war.

Sie ist weit hinausgeschwommen, hat gepaddelt, geplanscht, sich auf dem Rücken treiben lassen. Sie hat alles gemacht, was man allein im Wasser anstellen kann, und sich dabei pudelwohl gefühlt. Eine Stimmung, die jetzt noch anhält, obwohl Franzi merkt, dass es nun genug ist. Deshalb gleitet sie von der Rücken- in die Brustlage, schiebt eine großblättrige Pflanze zur Seite, die ihr an den Bauch glitscht, und erreicht mit ein paar Armzügen Ufernähe. Wenn sie auch nicht so ein Superstar ist wie ihre Namensvetterin, Franziska van Almsick - schwimmen kann sie für ihre elf Jahre ausgezeichnet.

Links auf schlammigem Boden Schilf, rechts am Grund der Badestelle aber weißer, körniger Sand. Ein Strand, wie man ihn sonst nur am Meer, an der Ost- oder Nordsee, findet. Franzi watet an Land, wo ihre Sachen liegen, streift den Badeanzug ab und rubbelt sich trocken. Wohlige Wärme durchzieht ihren ganzen Körper, als sie in die Latzhose und den Pulli schlüpft. Sie bindet ihre weiße Plastikuhr um und stellt fest, dass es gleich eins ist. Höchste Zeit, zurück zum Häuschen zu laufen, wo die Mutter bestimmt schon mit einem Imbiss wartet.

Vielleicht liegt es an dem kalten Wind, der die Bäume zaust, an den Wolken vor der Sonne, vielleicht auch an der Mittagsstunde, jedenfalls ist Franzi nach wie vor allein. Kein Mensch auf der Wiese oder auf einem der Stege, kein Boot auf dem Wasser. Kein Segler, kein Surfer, niemand. Es stört sie nicht, aber sie ist ein wenig verwundert. Nun ja, morgen, am Sonnabend, ist bestimmt wieder mehr Betrieb.

Ein Reiher zieht mit schwerem Flügelschlag über den See, ihm gefällt die Ruhe natürlich. Franzi verfolgt seinen Flug, und da, ein ganzes Stück entfernt, entdeckt sie doch noch jemanden. Einen Schwimmer, der auf die Schlangeninsel zukrault. Ja, sie weiß sogar, um wen es sich handelt. Zwar sieht sie nur den Hinterkopf des Mannes, seine Arme, die er im Wechsel nach vorn führt, doch sie erkennt ihn an seinen unbeholfenen, ruckartigen Bewegungen. Kein Zweifel, das ist Kilian, der Mundharmonikaspieler aus dem Dorf. „Kilian!“, ruft Franzi, denn sie freut sich echt. Ein Gefühl der Verbundenheit zwischen Leuten, die bei solchem Wetter den Mut haben, ins kühle Nass zu tauchen. Sie versucht, dem Schwimmer zuzuwinken. Er bemerkt sie aber nicht, und sie lässt es auch gleich wieder sein. Ihr fällt nämlich ein, dass die Eltern es gar nicht gern haben, wenn sie mit Kilian spricht. Der Grund: Er ist ein Obdachloser, vor ein paar Monaten erst in der Gegend aufgetaucht und in einer Scheune untergekommen, die früher der LPG gehörte, der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Die Leute im Dorf dulden ihn, mögen ihn im Grunde aber genauso wenig wie die in der Bungalowsiedlung, wo das Wochenendhaus von Franzis Eltern steht. Sie haben Angst, dass er irgendwo einbrechen und dann im Suff die Bude anzünden könnte. Vielleicht auch, dass er durch sein Beispiel andere „Assis“ anlockt. Die Mutter befürchtet sogar, dass er Franzi etwas antut. Sie hat ihr streng verboten, sich mit ihm abzugeben.

Dabei ist Kilian die Freundlichkeit in Person und besser als so mancher mit einer großen Villa, findet Franzi. Es stimmt zwar, dass er immer mal die Schnapsflasche beim Wickel hat, aber er stiehlt bestimmt nichts außer ein paar Kartoffeln vom Feld und tut keinem Menschen etwas zuleide. Ein paar Mal hat Franzi sich schon mit ihm unterhalten oder mit anderen Kindern neben ihm auf der Treppe vom Heimatmuseum gesessen. Dort hat er seinen Stammplatz, döst vor sich hin oder spielt seine Lieder. Die Besucher des Museums werfen ihm hin und wieder eine Münze in die Mütze, und er bedankt sich mit einem Kopfnicken. Den Kindern aber erzählt er sonderbare Geschichten. Zum Beispiel, dass er in einem früheren Leben ein indischer Maharadscha war oder ein Löwenbändiger.

Inzwischen hat Kilian fast die Spitze der Insel erreicht, die, mit Büschen und Bäumen bewachsen, mitten im See liegt. Näher zum gegenüberliegenden Ufer allerdings als zum diesseitigen. Er hat aber wohl nicht vor, an Land zu gehen, denn er hält einen Augenblick inne und kehrt dann in einem Bogen um. Franzi, die ihm lange genug zugeschaut hat, bückt sich nach ihren Badesachen. Doch gerade als sie losrennen will, passiert es. Alles geht so schnell und überraschend, dass sie noch nicht einmal einen Schrei ausstößt. Sie hört vom See her ein Brummen, das plötzlich zum Geheul anschwillt, und sieht ein Motorboot hinter der Insel hervorschießen. Rot und weiß lackiert, einer der kleinen Flitzer, die über die Wellen springen, eine scharfe Furche ins Wasser schneiden. Der Himmel ist grau, weißer Gischt schäumt auf, und das Boot saust, ohne die Geschwindigkeit zu vermindern, geradewegs auf Kilian zu. Der überfährt ihn noch, denkt Franzi erschrocken.

Der Bootsführer scheint den einsamen Schwimmer tatsächlich nicht zu sehen, und Kilian, der zunächst suchend zum Ufer blickt, erkennt die Gefahr erst, als es zu spät ist. Jäh wendet er sich um, hebt einen Arm und schreit etwas. Dann wirft er sich zur Seite, doch da ist das Boot schon bei ihm. Vielleicht hat der Mann am Steuer, ein kräftiger Kerl mit Mütze, ihn in letzter Sekunde bemerkt, wollte ausweichen und überrollt ihn gerade deshalb. Täuscht sich Franzi, oder hat sie ein dumpfes Krachen gehört, einen Aufprall? Ein Wasserwirbel, der Motor des Flitzers stottert und spuckt. Plötzlich jedoch heult er erneut auf, und das Boot zieht in einer Schleife davon.

Von Kilian ist nichts mehr auszumachen, Franzi, die jetzt richtig entsetzt ist, sieht, dass der Bootsführer zu der Stelle zurückschaut, wo der Zusammenprall stattgefunden hat. Für einen Moment glaubt sie, dass er umkehren wird. Doch nein, der Flitzer rast weiter und verschwindet wieder hinter der Insel. Erneut starrt das Mädchen zum Unglücksort. Die Bugwelle des Bootes hat sich verlaufen, und nur noch der Wind peitscht das Wasser.“

Als Band 5 der Nikolai-Bachnow-Bücher brachten Aljonna und Klaus Möckel unter dem Pseudonym „Nikolai Bachnow“ im Jahre 2000 bei der LeiV Buchhandels- und Verlagsanstalt GmbH „Die falsche Fee“ heraus: In diesem Buch der Zauberland-Reihe geht es um das Rosa Land, in dem freundlich und klug die gute Fee Stella herrscht. Doch gerade die Güte wird ihr zum Verhängnis, denn Mark, ein gemeiner Betrüger, schmeichelt sich bei ihr ein, um an ihre Zauberbücher zu kommen. Nachdem er bereits den misstrauischen Hengst Eschno ausgeschaltet hat, gelingt es ihm, Stellas Gestalt anzunehmen und sich an ihre Stelle zu setzen. Der Scheuch und seine Freunde, die anlässlich einer großen Feier ins Rosa Reich gekommen sind, schöpfen zunächst keinen Verdacht. Nach und nach begreifen sie aber, dass hier etwas nicht stimmt, und beginnen Fragen zu stellen. Doch Mark ist gefährlich. Er lähmt den Holzfäller, verwandelt den Scheuch, Prinzessin Betty und den alten Goodwin, der gleichfalls einen Abstecher in die ihm von früher her bekannten Gegenden gemacht hat, in sprechende Kohlköpfe. Zum Glück gibt es da ja aber noch Jessica, die all ihren Mut zusammennimmt. Von einem flüsternden Bäumchen geführt, stellt sie sich tapfer dem Betrüger entgegen.

Und gleich am Anfang des Buches treffen wir die gute Fee Stella und ihr Ross Eschno und einen jungen Mann in Schwierigkeiten – oder ist er nur scheinbar in Schwierigkeiten? Jedenfalls steckt er verkehrt herum in einem Baum:

„Stella, die gute und schöne Fee, ritt auf ihrem Ross Eschno über Land. Als Herrscherin des Rosa Reiches wollte sie von Zeit zu Zeit mit eigenen Augen sehen, wie es um ihr Volk stand, ob die Leute glücklich oder unzufrieden waren. Sie besuchte Dörfer und Städte, mischte sich verkleidet unter die Menschen und unterhielt sich mit ihnen. Auch diesmal hatte sie wieder mit Handwerkern und Kaufleuten gesprochen, Fischer und Bauern bei der Arbeit beobachtet. Sie hatte allerhand erfahren und sich überzeugt, dass es den Leuten gut ging. Darüber freute sie sich.

Eschno, ein silbergrauer Hengst mit weißer Blesse, trabte gemächlich dahin. Wie stets hatte er seine Herrin über Hügel und durch Täler getragen, er war ausdauernd und schnell. Man konnte sich mit ihm auch unterhalten, denn wie alle Tiere im Zauberland beherrschte er die menschliche Sprache. Allerdings redete er manchmal etwas zu viel, hatte sogar einen Hang zum Philosophieren. „Unsere Reise hat sich gelohnt“, sagte die Fee und Eschno wollte gerade ausführlich antworten, da wurden sie aufgestört. Ein lauter Klageruf erscholl aus einiger Entfernung. Es war ein langgezogenes, schrilles „Hi-ilfe! So helft mir doch!“ Die Fee brauchte Eschno nicht erst aufzufordern, er jagte von ganz allein los. In gestrecktem Galopp stürmte er querfeldein zu einem Wäldchen mit Buchen und Eichen.

„Hilfe!“, ertönte es wieder, „zu Hilfe!“ Sie setzten über niedriges Buschwerk und drangen in das Wäldchen ein. Die Rufe kamen von weiter hinten und schnell hatten die beiden eine dicke Eiche erreicht, bei der sich ihnen ein verblüffendes Bild bot. Von einem Ast hing, an den Füßen festgebunden und mit dem Kopf nach unten, ein schmächtiger Bursche. Er mochte neunzehn oder zwanzig Jahre alt sein, hatte geflickte Kleider an und borstiges braunes Haar. Er zappelte und bog sich, weil er mit den Händen nach oben oder wenigstens an den Baumstamm gelangen wollte. In seiner unglücklichen Lage stieg ihm das Blut zu Kopf, besser gesagt, es drängte abwärts, so dass er knallrot im Gesicht war.

Eschno machte schnaubend Halt und Stella rief: „Was um Himmels willen ist dir armem Kerl zugestoßen? Wer hat das getan?“ „Räuber“, würgte der Bursche hervor. „Sie haben mir alles weggenommen. Bindet mich rasch los, bitte!“ Die Fee murmelte ein paar Worte und berührte den Burschen mit ihrem Zauberstab. Sofort lösten sich nicht nur die Stricke von seinen Füßen, er schwebte auch, mit den Beinen nach unten, sanft zu Boden.

„Wer bist du?“, fragte Stella. „Erzähle, wie das passiert ist.“ „Bist du eine Zauberin?“, wollte der junge Mann seinerseits wissen. Er schien verblüfft. „Etwas Ähnliches, aber ich pflege nichts Böses zu tun, du brauchst also keine Angst vor mir zu haben. Berichte jetzt.“ „Nun ja, wie soll ich beginnen ...“ Der Bursche war ganz offensichtlich noch geschwächt und durcheinander. „Ich heiße Mark und bin, wie ihr an meinen Kleidern seht, nicht gerade reich. Wir wohnen in den Bergen, in einer kargen Gegend. Meine Mutter ist gestorben, als ich noch sehr klein war, der Vater brachte die Familie gerade mal so mit dem Flechten von Weidenkörben durch.“ „Das muss ein wackerer Mann sein“, sagte die Fee, „denn bestimmt bist du nicht das einzige Kind.“ „Ganz und gar nicht. Ich habe drei Brüder und zwei Schwestern. Weil ich der Älteste bin, musste ich übrigens von zu Hause weg. Der Platz in unserer Hütte reichte hinten und vorn nicht mehr. Ich habe meine Siebensachen zusammengepackt, meinen Stock genommen und einen Beutel mit ein paar Kupfermünzen eingesteckt, die ich im Laufe der Jahre gespart hatte. Vater schenkte mir noch ein Silberstück, seinen einzigen Schatz. Aber dann haben mich diese Banditen überfallen.“ Marks Stimme klang kläglich.

„Banditen hier, ich bin erstaunt“, mischte sich Eschno ein. „Die Bewohner unseres Landes werden Schwätzer genannt, weil sie ein munteres Mundwerk besitzen, doch Raub und Mord sind ihnen fremd. Wie sahen die Wegelagerer denn aus?“ „Sie waren kräftig, zerlumpt und hatten struppige Bärte“, erwiderte Mark. „An mehr erinnere ich mich nicht, es ging alles so schnell. Vielleicht kamen sie von jenseits der Grenze.“ „Das könnte sein, die Grenze ist nicht weit von hier“, stimmte die Fee zu.

„Jedenfalls haben mir diese Schufte alles weggenommen, auch die kleinste und schäbigste Münze.“ Mark zeigte seine leeren Taschen. „Und was willst du nun tun?“, fragte Stella. „Ich werde in die Hauptstadt gehen und um eine Anstellung am Hof unserer Herrscherin bitten. Bei ihr kann ich bestimmt eine Menge lernen. Vielleicht habe ich Glück.“ Ein sonderbares Glitzern zeigte sich in Marks Augen.

„Wenn du dich bei unserer berühmten Herrscherin bewerben willst, musst du Klugheit, Zuverlässigkeit und Geschick in vielen Dingen beweisen“, wandte Eschno skeptisch ein. „"Ihr kennt euch in der Hauptstadt wohl gut aus?“, fragte der Bursche.“

1981 veröffentlichte Ingrid Möller im Prisma-Verlag Zenner und Gürchott Leipzig den Künstlerroman „Meister Bertram“: Der menschliche und künstlerische Werdegang dieses bedeutenden Malers an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit wird für den Leser eine ereignisreiche Fahrt in die Kulturgeschichte. Prunkvolle Prozessionen, Mirakelspiele auf den Märkten, Geschäftigkeit der Hansestadt Hamburg, Pilgerfahrten und Piraterie - alles prägt die Welt Meister Bertrams und die literarische Szene dieses Romans. Noch verwurzelt in der künstlerischen Tradition des gotischen Nordens, zeugen Bertrams Altarschreine bereits vom neuen, aus Italien stammenden Denken einer die eigene Kraft und den Wert des Irdischen entdeckenden Menschheit. Zunächst aber sind wir in einem Kloster und vermissen gemeinsam mit dessen Prior Bruder Meinardus. Was ist mit ihm passiert?

„Unverwandt starrt der Prior auf den leeren Platz, an dem Bruder Meinardus zu sein hätte. Nichts anderes mehr beschäftigt ihn. Wie etwas von ihm selbst Abgelöstes und von seinem Willen Unabhängiges dringt seine Stimme durch den Raum: „... Ho — di — e pro — ces — sit ad or — tum ...“ Er dehnt den letzten Ton aus, bis der Chor zur Wiederholung ansetzt.

Kaum verhallt die letzte Zeile des Frühen Morgengrußes im Raum, als der Prior geraden Weges auf die Zelle des Bruders Meinardus zugeht. Seine Augen flammen, seine Bewegungen sind heftig, in seinem Hirn sammeln sich niederschmetternde Worte einer Strafrede. Zu Lieblingskindern muss man doppelt streng sein! Er reißt die Tür auf, dass die handgeschmiedete Eisenangel jäh aufkreischt. „Leuchte mir!“, herrscht er den Mönch an, der als nächster herbeikommt. Denn in der Zelle ist es dunkel. Die Pritsche ist leer! Das ist das Erste, was er feststellt. Unwillig reißt er dem Mönch die Fackel aus der Hand und ist mit drei schnellen Schritten mitten im Raum. Noch schneller sind seine Augen: Dort, ja — tatsächlich! — dort in der Ecke unter dem Bild der Madonna liegt etwas. Schwarz und unbeweglich. Der Prior richtet die Fackel darauf: kein Zweifel! Bruder Meinardus.

>Ist er ohnmächtig? Oder etwa tot?< Der Prior erschrickt heftig bei dem Gedanken. „Hol Hilfe!“ Heiser bringt er die Worte heraus. Der Mönch rennt los, ohne Fackel, und stößt sich vor Hast an der Mauerkante. Währenddessen leuchtet der Prior das Gesicht des Leblosen ab. Es ist gespenstisch blass. Oder belebt es sich rötlich? Nein, es ist nur der Schein der Fackel! Keine Wimper rührt sich. Tiefer beugt sich der Prior hinab, vergisst selbst die Sorge um den untadeligen Sitz seiner Ordenstracht. Er muss Gewissheit haben. Sofort. Hastig nimmt er das Kreuz von seiner Brust und hält die glatte Unterseite vor die Lippen des Kranken. Beschlägt das blanke Metall? Die innere Unruhe lässt den Prior im Ungewissen. Er wird misstrauisch gegenüber der Zuverlässigkeit seiner Sinne. Sieht er nicht etwa nur, was er zu sehen wünscht? Er kniet auf den Backsteinboden nieder und tastet nach der Schlagader am Hals. Kein Zweifel, Gottlob! — das Blut pulst.

Schritte kommen auf die Tür zu. Eilig richtet sich der Prior auf, klopft den Staub von den Kleidern, rückt das Kreuz auf die Brustmitte und gibt seinem Gesicht den überlegenunerschütterlichen Ausdruck, den die Würde des Amtes von ihm verlangt. „Legt ihn aufs Bett, holt Decken und Felle ... und schickt mir Bruder Stefan!“ Die Stimme klingt weder heiser noch belegt. „Bruder Stefan wurde zum Bischof gebeten ...“ „Dann bringt den Gärtner!“ Der Prior handelt rasch. Es darf keine Zeit verloren werden. Wo bleibt der Gärtner!

Verschlafen tritt er ein, sichtlich bemüht, zu begreifen, was hier vorgeht und was man von ihm will. Seine Augen wandern fragend von einem zum andern, bis er den totenbleichen Meinardus auf der Pritsche entdeckt. Ein Unfall? Ein Gärtner hat nichts zu fragen. Er muss warten, bis ihm erklärt wird, was er wissen soll. Jetzt, der Prior selbst wendet sich ihm zu! „Du kennst dich aus in der Heilkraft der Kräuter. Schaff etwas herbei, dass Bruder Meinardus ins Leben zurückkehrt, und sorge für einen Sud, der ihn wärmt und stärkt!“ Der Gärtner erschrickt. Was weiß denn er schon von der Heilkraft der Kräuter! Welche Verantwortung wird ihm da auferlegt! Er ist ein einfacher Mann, der sät und erntet, was das Kloster braucht, mehr nicht! Doch er weiß: Widerspruch wäre fehl am Platze, selbst Zögern. Und so versucht er keinen Einwand. Unschlüssig läuft er hinaus, kehrt verwirrt im stockfinsteren Kreuzgang wieder um, sucht sich ein Windlicht, läuft den Weg zurück und bedenkt jetzt erst, was ihm da zugemutet wird. Bei Dunkelheit soll er auf den Kräuterboden!

Ihn graust. Hätte nicht der Prior selbst den Auftrag gegeben, keine zehn Pferde könnten ihn dorthin zerren! Jeder im Kloster weiß, dass es auf diesem Dachboden nicht geheuer ist, dass es hier nachts tobt und springt und trampelt und jault! Dass Geister herumhuschen und einen mit den Flügeln streifen, mit Flügeln, die weich sind wie Flaum, und ganz ohne Geräusch. Der Gärtner bekommt eine Gänsehaut. Zu jedem Schritt auf der ausgetretenen Wendeltreppe muss er sich zwingen und Mut zureden. Schließlich erreicht er die schwankenden Bretter des Bodens. Leuchten nicht Phosphoraugen aus dem Winkel? Huscht nicht etwas hinter dem Balken?

Der Gärtner kneift die Augen vor dem grellen Licht der Windleuchte zusammen und starrt auf die Kräuterbündel, die aufgereiht an einer Schnur unter der Decke hängen. Hätte er sie nicht selbst gesammelt oder im Klostergarten gezogen, wie sollte er sie auseinanderhalten? Welches Bündel ist richtig und hilft? Das da müsste Thymian sein — ein Gewürz also — das da Baldrian, das Kamille, Minze ... Blinzelnd kneift er die Augen zu einem engen Spalt zusammen. Und auf dem Boden, auf Laken ausgebreitet, Lindenblüten und Fliedertee ...

„Ach was“, murmelt er halblaut, „nehm ich einfach Fliedertee. Schaden kann er nicht, und was wirklich hilft, weiß allein Gott.“ Erlöst über seinen schnellen Entschluss, rafft er zwei Hände voll in die Schürze und läuft behände die Schneckenstufen hinab, in den Knien federnd und krummbeinig. Das Windlicht hält er ein Stückchen vorweg, man könnte sonst fehltreten, weil keine Stufe der anderen gleich ist.

Unten wird er mit Unmut empfangen, das Wasser kocht längst. Der Gärtner lugt durch den Türspalt mit einem kurzen, neugierigen Blick. Noch immer weiß er nicht, was eigentlich vorgefallen ist. Doch schon wird die Tür vor ihm zugeschlagen. Nur sehr allmählich erholt sich Bruder Meinardus. Der Ohnmacht folgt das Fieber. Mit dem zeitweise wiederkehrenden Bewusstsein kommt das Bewusstwerden großer körperlicher Schwäche zurück. Doch dieses Gefühl der Schwäche, der Schwerelosigkeit, des Schwebezustands, diese Unfähigkeit, sich zu rühren, beunruhigt Bruder Meinardus keineswegs. Im Gegenteil: es beglückt ihn. Er sucht ihm nicht zu entfliehen.

„Bruder Meinardus!“ Der Prior selbst klopft die Wangen des Kranken mit der flachen Hand und legt ihm feuchte Tücher auf die Stirn. „Bruder Meinardus!“ Er wird ungeduldig. Warum nur lässt der Kranke sich immer wieder in die Bewusstlosigkeit zurückfallen! Der Prior ertappt sich bei Selbstvorwürfen. Hat er Meinardus zu hartes Fasten auferlegt, zu harte Selbstkasteiung, und hat er ihn nicht gezwungen, den Schlaf zu meiden, um zu beten, beten, beten ... Hat er zu viel verlangt? Mehr als ein junger Körper auszuhalten vermag? ... Andererseits: Meinardus sah die Notwendigkeit ein, er gehorchte ohne den geringsten Widerstand, ja mehr noch: er schien aufzugehen in dieser Lebensführung, als sei er von Anbeginn für das Leben im Kloster bestimmt!“

Und zum Schluss noch ein Angebot für Krimi-Freunde: Erstmals 1976 veröffentlichte Heiner Rank in der beliebten DIE-Reihe (Delikte, Indizien, Ermittlungen) des Verlages Das Neue Berlin „Die letzte Zeugin“: Oberleutnant Heym hat Zweifel. Aufgrund von Indizien musste er eine Frau unter dem Verdacht des Mordes verhaften. In ihrer Wohnung starb Hellberger an einer Tablette, die sein Herz nicht vertrug. Sie wusste, dass er an diesen Tabletten sterben würde, die ihr Arzt ihr verschrieben hatte. Die Beweise sind erdrückend. Und trotzdem zweifelt Heym. Er hat jemand anderen in Verdacht. Doch Verdacht allein genügt nicht. Es gibt nur einen Weg, sie zu überführen. Dazu muss er alle Zeugen noch einmal verhören und Staatsanwalt Sommerfeld den Beweis liefern, dass seine Vermutungen richtig waren. Die Zeuginnen sitzen im Vorzimmer des Staatsanwaltes und warten auf das Verhör. Es sind alles Frauen, denn Hellberger hatte so seine Geheimnisse. Und eine von ihnen ist die Mörderin und wähnt sich noch in Sicherheit. Hören wir, was Oberleutnant Heym Staatsanwalt Sommerfeld vorschlägt:

„1. Kapitel
„Meine Geduld ist zu Ende!“ Staatsanwalt Sommerfeld klappt energisch seinen Terminkalender zu. „Seit drei Wochen sitzt die Frau in Untersuchungshaft. Bei jedem Haftprüfungstermin haben Sie mir versichert, Sie stünden kurz vor der Lösung. Aber wie ich sehe, sind Sie mit diesem Fall nicht einen Schritt weitergekommen!“ Sommerfeld wirft den Kalender auf den Schreibtisch, lehnt sich zurück und schweigt.

Der Mann, an den die Worte gerichtet sind, antwortet nicht. Er nickt nur leicht, auf den Lippen ein dünnes Lächeln. „Als Staatsanwalt bin ich nicht nur Ankläger“, sagt Sommerfeld, und sein Ton klingt ein wenig freundlicher. „Ich habe für die Einhaltung unserer Rechtsnormen zu sorgen. Frau Ballhorn wird heute entlassen, und wenn Sie sich auf den Kopf stellen, mein lieber Heym. Was Sie als stichhaltige Fakten bezeichnen, überzeugt mich nicht.“

„Mich auch nicht.“ „Wie bitte?“ „Es ist doch ganz einfach.“ Oberleutnant Heym breitet entschuldigend die Hände aus. „Ich habe mich geirrt. Gleich zu Beginn meiner Untersuchung ist mir ein Fehler unterlaufen. Ich habe also noch einmal von vorn angefangen und die richtige Lösung gefunden.“

„Tatsächlich?“ Sommerfeld lächelt matt. Den Wunsch, eine spöttische Bemerkung zu machen, unterdrückt er. Er weiß, seinem Partner ist damit nicht beizukommen. Ironie läuft an diesem Menschen ab wie Wasser an einer Ente. „Ich habe die fünf Zeuginnen noch einmal vorgeladen“, fährt Heym fort. „Ich bin ganz sicher, dass es mir gelingt, die Schuldige zu überführen. Falls Sie keine Einwände gegen meinen Plan erheben. Ich brauche nämlich Ihre Hilfe.“

Sommerfeld schweigt und betrachtet sein Gegenüber. Ein rundes, jugendliches Gesicht. Blondes, schon etwas schütteres, zu lustigen Locken geringeltes Haar. Randlose Goldbrille. Ein freundliches, ja verschmitztes Lächeln, das auf die Neigung hindeutet, den Genüssen des Lebens nichts schuldig zu bleiben. Wildlederjacke, brauner Pullover, graue Hose mit korrekten Bügelfalten. Kein Mensch würde in diesem netten jungen Mann die fast kriminelle Fantasie vermuten, mit der er sich in die Gedankengänge und Empfindungen seiner Gegner einschleicht. Dazu eine Ausdauer, die an Sturheit grenzt. Aber das ist schon nicht mehr Sache der Persönlichkeit, das gehört zum Beruf. Wer keine Ausdauer hat, darf seine Zivilklamotten reinen Gewissens an den Nagel hängen und zum Streifendienst zurückkehren. „Na gut“, seufzt Sommerfeld. „Sie haben mich tatsächlich neugierig gemacht. Und das wollten Sie ja auch, nicht wahr? Also entwickeln Sie mal Ihren Plan.“

Heym erhebt sich, öffnet die Tür und gibt einen Wink ins Vorzimmer. Ein Volkspolizist schleppt eine Kiepe voll Birkenholz herein. Heym stellt den Kaminschirm zur Seite. Er zieht aus seiner Aktentasche Zeitungspapier, Kohlenanzünder, Streichhölzer, knüllt das Papier zusammen, stopft es in den Kamin.

„Was soll das? Was treiben Sie da?“, fragt Sommerfeld beunruhigt. „Wollen Sie eine Brandstiftung demonstrieren?“ „Ich brauche Feuer. Falls die Täterin hartnäckig leugnet, kann ich sie vielleicht mit einem kleinen Trick zum Geständnis bringen.“ „Sind denn Ihre Beweise so mager, dass Sie diese zweifelhafte Methode nötig haben?“ „Was ich habe, sind Indizien. Ohne Geständnis reichen sie vor Gericht nicht aus. Das wissen Sie doch besser als ich.“

„Finden Sie nicht selbst, Genosse Heym, dass so ein Kaminfeuer etwas merkwürdig aussieht? Wir sind hier in einem Dienstzimmer und nicht im Ferienheim.“ „Warum darf sich ein Staatsanwalt nicht ein Kaminfeuer leisten, wenn die Zentralheizung kaputt ist? Es gibt doch gewiss keinen Zweifel, dass Sie in der Lage sind, diesen Sachverhalt überzeugend glaubhaft zu machen. Nur für den Fall, dass jemand dumme Fragen stellt.“

„Ich beneide Sie um Ihren Optimismus. Aber reden wir überhaupt noch von der gleichen Sache? Ist es der Fall Hellberger, den Sie heute lösen wollen?“ „Er ist es.“ „Schön. Sie sagen, Sie hätten jetzt die richtige Lösung. Soll das heißen, dass Sie Frau Ballhorn nicht mehr für die Täterin halten?“ „Ja.“ „Aber es gibt noch den Tatbestand, dass Wolfgang Hellberger in der Wohnung der Frau Ballhorn an einer Medikamentenvergiftung starb?“ „Ja“ „Gilt noch, dass er der Geliebte der Frau Ballhorn war?“ „Ja.“ „Und dass sie triftige Gründe zur Eifersucht hatte?“ „Ja“ „Und dass sie im Besitz des tödlichen Medikaments war?“ „Ja“ „Und schließlich, dass sie erst zwölf Stunden nach Hellbergers Tod den Arzt rief?“

Heym nickt und scheint ganz davon in Anspruch genommen, die Birkenscheite im Kamin aufzuschichten. „Waren diese Fakten“, fragt Sommerfeld hartnäckig weiter, „waren diese Fakten und die Lügen der Frau Ballhorn die Begründung der Kriminalpolizei für den Haftbefehl, den ich Ihnen unterschrieben habe und mit dem Sie die Frau in Untersuchungshaft brachten?“ „Ja.“ „Sind Sie im Besitz von Beweismitteln oder Zeugenaussagen, die an diesen Fakten etwas ändern?“ „An diesen Fakten ist nichts zu ändern.“ „Und trotzdem bilden Sie sich ein“, sagt Sommerfeld entrüstet, „Sie könnten heute eine andere Frau der Tat überführen?“ „Allerdings.“´

Zumindest beim letzten Fall dürften Sie aber nun aber endgültig neugierig geworden sein, wie der Oberleutnant den Fall Hellberger doch noch aufklären will. Und falls Sie zum Beispiel vor dem Lesen des Künstlerromans von Ingrid Möller noch mehr zum Meister Bertram, einem der bedeutendsten Maler der Gotik erfahren wollen, dann schauen Sie doch im Internet mal unter dem Stichwort „Grabower Altar“ nach …

Im Ãœbrigen befindet sich der Grabower Altar seit Anfang des 20. Jahrhunderts wieder in Hamburg. Neugierig?

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